Philosophie
Arne Koets
- Die Denkweise, Ausbinder, Sperriemen, dauerbuffende Schenkel, Gewicht auf dem Zügel usw. seien etwas völlig Normales und Harmloses
- Die Denkweise, das Pferd müsse in eiligen, gestreckten Gangarten nach vorne getrieben werden
- Die Denkweise, theoretische und praktische Bildung sei nur etwas für Profis und für Freizeitreiter unnötig
- Die Denkweise, dass Meinungen wichtiger seien als fundierte Fakten
Vor allem die beiden letzten Punkte zeigen meiner Meinung nach auf, was mir am Herzen liegt: Das Pferd ist dem Besitzer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, also im Guten, wie im Schlechten. Jeder, der sich ein Pferd anschafft, macht sich damit, ob er will oder nicht, automatisch zu dessen Ausbilder - und Ausbildung beginnt bereits in dem Moment, in dem mein Pferd weiß, dass ich im Stall oder in der Nähe bin. Ich habe mal ein Zitat gelesen, in dem es hieß "Wenn du dein Pferd wirklich liebst und ihm etwas Gutes, Nützliches mit auf den Weg geben möchtest, dann bilde dein Pferd so aus, dass es immer Freunde unter den Menschen findet", und ich finde dieses Sprüchlein sehr weise. Als Mensch trage ich dafür Verantwortung, dass mein Pferd in der Menschenwelt, in der wir nun einmal leben, gut zurecht kommt -und das schließt so unendlich viele Aspekte ein, angefangen davon, dass es nicht Leute umrempeln oder beißen soll, aber es soll auch souverän an einem Flatterband im Gelände ruhig vorbeigehen, es soll sich nicht auf den Zügel legen, nicht stürzen, nicht unter dem Reiter davonrennen, soll sich brav führen lassen, ... Die Liste ist endlos. Meine Philosophie ist dabei nicht zwangsweise, die Pferde selbst fit zu machen (das wiederum ist mein Job mit meinen eigenen Pferden), sondern den Menschen bewusst zu machen und zu zeigen, wie sie die tagtägliche Ausbildung ihres Pferdes so gestalten, dass Pferd und Mensch füreinander verlässlich, freundschaftlich, klar lesbar und angenehm werden. Der Weg dahin weicht in vielen Fällen davon ab, was wir heutzutage in vielen Reitanlagen als normales Bild zu sehen bekommen, was wiederum die Leute mit wenig Bildungsinteresse, aber viel Meinung auf den Plan ruft. Althergebrachte Floskeln werden ins Unendliche repetiert, man macht unreflektiert Dinge, weil man sie halt so macht, Erklärungen für ein "Wie genau?" oder "Wofür genau?" gibt es nicht und das Pferd fragt sowieso keiner. Meldet es sich doch einmal zu Wort, wird der Kopf runtergespielt, das Maul zugeschnürt, ... sicher wisst ihr, was ich meine.
Was gehört für mich als zu einem guten "Weg nach Rom"?
- Erklären der Hilfen für Mensch (!) und Tier (Warum? Wo? Wie? Wann?)
- Die Suche nach Gleichgewicht, Ruhe und Koordination
- Erzeugen von formbarer, positiver Energie
- Suche nach Weichheit und Leichtigkeit, aber mit tänzerischer Grundspannung
- Klare innere Bilder, die ein gezieltes Loben erst möglich machen
- Das Pferd achtet auf den Menschen, der Mensch achtet auf sein Pferd
- Das Pferd wird mutiger, ruhiger, souveräner und verlässlicher
- Der Mensch sieht und versteht mehr, kann sich besser in sein Pferd hineinversetzen und fängt an zu helfen statt zu stören
- Reiten macht mehr und mehr Spaß
- Mein Pferd und ich werden mehr und mehr die guten Freunde füreinander, die wir uns wünschen